19. Juni 2016

Rundbrief Juni 2016

Liebe Haiti Freunde,

im Februar machte sich wieder eine kleine Besuchergruppe aus Deutschland auf den Weg, Anneliese in Haiti zu besuchen. Hier berichtet nun Annelieses Nichte Janina Lea von ihren Erfahrungen im Land:

Reisebericht

Am 8. Februar begann die Reise am Frankfurter Flughafen, wo wir erwartungsvoll in ein Flugzeug stiegen. Wir, das waren neben mir noch meine Schwester Yvonne Rabea, die 2013 schon einmal fünf Monate bei Anneliese verbracht hatte, sowie ihre Studienfreundin Anne. Für Anne und mich war es der erste Haiti-Besuch.

Wie schon im letzten Rundbrief erwähnt, lief an diesem 8. Februar offiziell die Amtszeit von Präsident Martelly aus. Ein Nachfolger war aber immer noch nicht gefunden, denn die Wahlen waren seit Oktober immer wieder verschoben oder abgesagt worden. Niemand wusste genau, wie sich das politisch sowieso seit langem instabile Land nun ohne Präsidenten verhalten würde. Tatsächlich aber war die Lage in der Hauptstadt bei unserer Ankunft ruhig und die Straßen sogar relativ leer. 

Nach zweistündiger Autofahrt kamen wir gegen Mitternacht Ortszeit in Meyer an. Es fühlte sich merkwürdig an, alles, was ich zuvor schon oft auf Fotos gesehen hatte, nun ich echt zu sehen. Gleichzeitig dachte ich mir, dass Haiti gar nicht so „aus der Welt“ ist, wie es sich von Deutschland aus immer anfühlt. Immerhin hatten wir es in nur 24 Stunden von Frankfurt um die halbe Welt bis vor Annelieses Haustür geschafft.

Bereits am nächsten Morgen erlebten wir den haitianischen Alltag hautnah: es hatte seit ca. 5 Wochen nicht mehr geregnet, d.h. es gab kein Wasser in den Leitungen. Das hieß auch, es gab keine Toilette mit Wasserspülung und die Dusche bestand für uns aus Eimern mit Regenwasser, die wir uns über den Kopf schütteten. Das kostete natürlich erst einmal ein bisschen Überwindung, aber wir haben uns schnell damit arrangiert und gemerkt, dass notfalls auch viel ohne die von zu Hause gewohnten Standards geht.

Nach einigen Tagen kam dann auch der lang ersehnte Regen, allerdings auf typisch tropische Art: sehr viel auf einmal. Das richtet dann im Zweifelsfall mehr Schaden an, als dass es nützt, denn die ausgetrockneten Felder können so viel Wasser gar nicht aufnehmen. Stattdessen werden sie weggeschwemmt. Da Haiti ein bergiges Land ist, liegen viele Felder steil am Hang, was das Problem noch verschärft. Das hat mir vor Augen geführt, dass der Erfolg oder Misserfolg der Landwirtschaft in Haiti nicht nur eine Frage von Technik und Gerät ist, sondern auch von äußeren Umständen abhängt, wie z.B. der Qualität der Böden und dem Klima, die die Menschen gar nicht beeinflussen können. Die Folgen sind im Alltag aber sofort deutlich spürbar: auf dem Markt gab es kaum frisches Obst und Gemüse zu kaufen und auch der Reis für die Schulspeisung ist von Juli 2015 bis Februar 2016 um über zehn Prozent teurer geworden. Nach Annelieses Einschätzung droht der Landbevölkerung die nächste Hungersnot, sollte die nächste Ernte ausfallen.

Die Schulspeisung an fünf Tagen in der Woche ist auch deswegen eine wichtige Konstante im Leben der Kinder. Es war sehr eindrucksvoll zu sehen, wie die Köchinnen täglich in riesigen Töpfen Essen für über 1000 Schülerinnen und Schüler zubereiten – echte Präzisionsarbeit. Die eindrückliche Logistik hinter dieser Hilfe konnten wir dann bei der Anlieferung des Monatsvorrats sehen: über 100 Säcke Reis und Bohnen wurden an einem Nachmittag mit einem der typischen bunten LKW angeliefert.

Mein persönliches Fazit nach meinem zweiwöchigen Aufenthalt bei Anneliese ist, in Abwandlung eines bekannten Sprichworts:

Ein Besuch sagt mehr als 1000 Bilder. Obwohl ich das Projekt schon seit meiner Kindheit kenne, wurde mir erst durch meine Reise begreifbar, welch großen und positiven Einfluss Annelieses Arbeit vor Ort hat. Es war toll, das einmal mit eigenen Augen zu sehen!

Bundesverdienstmedaille für Anneliese

Vor kurzem erreichte uns aus Haiti die Mitteilung, dass Anneliese die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat. Wir freuen uns zutiefst mit Anneliese und gratulieren ihr zur Honorierung ihres Lebenswerks der Nächstenliebe. Ausführlichere Informationen im nächsten Rundbrief.

Neuwahl des 1. Vorsitzenden

Liebe Freunde für Haiti,

nach den turnusmäßigen Neuwahlen im März freue ich mich, mich Ihnen als neuen 1. Vorsitzenden vorstellen zu dürfen. Ich bedanke mich bei meinem Vorgänger Roland Lorenz für seine mit viel Liebe und persönlichem Einsatz geleistete Arbeit und die weitere Unterstützung. Meine Wünsche wären, die Foundation e.V. auch weiterhin zuverlässig, pflichtbewusst und zukunftsweisend zu führen. Mit Hilfe der weiteren Vorstandschaft bin ich zuversichtlich, dass dies gelingen wird. Ich freue mich auf die zukünftige gemeinsame Zusammenarbeit und bedanke mich bei Ihnen, den Spendern/innen, für die bisherige und weitere Unterstützung.

Thomas Wiedmann

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