28. Dezember 2016

Rundbrief Dezember 2016

Liebe Haiti-Freunde,

Mitte November ist Anneliese nach zweimonatigem Aufenthalt in Deutschland wieder zurück nach Haiti geflogen. Vor ihrem Abflug hatte sie noch mehrfach Gelegenheit, sich per Telefon und über Radio Haiti über die dortige Lage zu informieren:

Der Wirbelsturm Matthew hat Anfang Oktober Haiti getroffen und für schwere Verwüstungen gesorgt. Die Bilanz einen Monat später sieht düster aus. Es sind über 1000 Tote und 1,4 Millionen Obdachlose zu beklagen, 11 Kommunen gibt es faktisch nicht mehr, weil Sturm und Regen alles dem Erdboden gleich gemacht haben. Anfang November waren noch immer 69 Ortschaften nicht über den Landweg erreichbar. Als Notunterkünfte dienen Schulen, die aber zu einem großen Teil eigentlich als Wahllokale für die schon so häufig verschobenen Präsidentschaftswahlen vorgesehen waren. Auch die ohnehin anfällige Infrastruktur aus Straßen, Wegen und Brücken wurde großflächig zerstört, was den Wiederaufbau massiv behindert. Im Nachgang der Katastrophe ist das Land wieder von der Cholera bedroht. Am achten und neunten November sollen 500.000 Cholera-Impfungen in den am schwersten betroffenen Gebieten stattgefunden haben. Weitere 300.000 sind geplant.


Auch in Meyer hat Matthew für Ernte- und Tierverluste sowie zerstörte Häuser gesorgt, aber zum Glück keine Menschenleben gefordert. Die Ernte, obwohl bereits eingebracht, wurde auch diesmal vernichtet, weil es im Nachgang des Hurrikans immer wieder durch die komplett zerstörten Dächer in die Hütten regnete. In Gerard wurde das (nach dem Erdbeben 2010 erst neu installierte) Kirchendach weggerissen und flog meterweit durch die Luft.

Wie viele Lebensmittel es in der nächsten Zeit auf den Märkten zu kaufen geben wird und wie hoch die Teuerung ausfällt, ist noch nicht absehbar. Auch Baumaterial für den Wiederaufbau könnte knapp werden.

„Wie in einer anderen Welt“

Nach Annelieses Rückkehr nach Haiti konnte sie über Telefon noch einmal kurz über ihren Eindruck des Landes berichten:

Wir sind gut angekommen und konnten in der Stadt gleich einkaufen. Die Lebensmittel sind natürlich wieder teurer geworden. Auf dem Heimweg dachte ich, ich wäre in einer anderen Welt: der Wirbelsturm hat weitflächig alle Bäume entwurzelt und Hütten zerstört. Auch bei mir hinter dem Haus sind alle Bäume umgeknickt.
Die Reparaturarbeiten an der Kirche in Gerard sind angelaufen und wir warten auf den angekündigten LKW mit Baumaterial.
Aber trotz all der Widrigkeiten (die zum Leben gehören) möchte ich mich an dieser Stelle bei allen bedanken, die die Arbeit hier zum Teil schon seit Jahren treu unterstützen. Vergelt‘s Gott!

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Ehrung zur Verleihung der Bundesverdienstmedaille

Im Sommer wurde Anneliese in Haiti durch den deutschen Botschafter in Haiti, Klaus Peter Schick, die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik verliehen (siehe auch den Bericht auf der Homepage). Während ihres Aufenthalts in Deutschland wurde diese Verleihung am 16. Oktober auch im Münstertal mit einer Ehrung gefeiert. Die Feier fand in der Belchenhalle statt und wurde durch Bernhard Ebner musikalisch begleitet. Anneliese berichtete von ihrer Arbeit, es wurden Bilder aus Haiti gezeigt und die Landfrauen boten haitianisches Essen an.

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Präsidentschaftswahlen

Am 20. November haben, mit gut einem Jahr Verspätung, die Präsidentschaftswahlen stattgefunden. Nach der Annullierung der letztjährigen Wahl wegen Manipulationsvorwürfen wurde sie diesmal durch Polizisten und internationale Wahlbeobachter abgesichert. Probleme bereiteten diesmal die Auswirkungen des Hurrikans Matthew. Neben fehlenden Wahllokalen (siehe oben) haben viele Haitianer und Haitianerinnen ihre Ausweispapiere während des Wirbelsturms oder der anschließenden Überschwemmung verloren.
Die Ergebnisse der Wahl sollen Anfang Dezember feststehen.

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Homepage

Die Homepage des Projekts wird wieder regelmäßig aktualisiert. Wer sich auch zwischen den Rundbriefen über Neuigkeiten aus Haiti und zum Projekt informieren will, findet unter www.foundation-ev.de unter „Aktuelles“ weitere Berichte, Bilder und Informationen zu Anneliese und ihrer Arbeit in Haiti.

Anneliese und der Vorstand wünschen Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachten und Neujahr.

 

>>> Laden Sie den aktuellen Rundbrief im Downloadbereich herunter.