29. September 2023

Human Rights Watch Video zur Situation in Haiti

Zusammen mit dem im letzten Rundbrief erwähnten Bericht von Human Rights Watch vom 14. August ist ein (englischsprachiges) Video erschienen, das die aktuelle Situation im Land, speziell in und um die Hauptstadt Port-au-Prince, beschreibt. Es ist auf youtube abrufbar.

10. August 2023

Rundbrief August 2023

Liebe Leserinnen und Leser,
Liebe Haiti-Freunde,

der Sommer ist aktuell ziemlich verregnet und sicher bedauern viele die ins Wasser gefallenen Ferien. Auch in Haiti macht der Regen seit einigen Wochen zunehmend Probleme.

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Die Lage in Meyer

Seit Ende Mai und noch bis November ist in Haiti Wirbelsturmsaison. Bisher hat Anneliese von viel Wind und Regen berichtet. Es gab auch Überschwemmungen, besonders verheerend waren sie Anfang Juni in der Hauptstadt und in der weiter westlich gelegenen Hafenstadt Leogane (auch die Tagesschau berichtete). Bei Anneliese selbst waren die Schäden nicht so schlimm, da Meyer in den Bergen liegt und das Wasser abfließen kann. Doch vom Hochwasser Betroffene kennt auch dort jeder: Eine Bekannte von Anneliese verlor bei den Überschwemmungen in Leogane ihren Ehemann. Auch einige Lehrerinnen und Lehrer der ECODEM, die mit ihren Familien in anderen Gebieten wohnen, waren betroffen. Ihr Hab und Gut wurde in den Wassermassen zerstört. Unter diesen meteorologischen Voraussetzungen ist auch die Ernte wieder dauerhaft in Gefahr, wie Anneliese berichtet:

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15. April 2023

Rundbrief April 2023

Liebe Haiti-Freunde,

wie im letzten Rundbrief versprochen, wird heute das Montana-Abkommen kurz vorgestellt:

Das Abkommen wurde Ende August 2021 im namengebenden Hotel Montana in Haiti unterschrieben. Es ist ein Versuch, dem Land zu einem politischen Neuanfang zu verhelfen. Daran beteiligt waren viele zivilgesellschaftliche Organisationen, Parteien und politische Gruppen, in der Hoffnung, dass die Ergebnisse von einer breiten Mehrheit im Land anerkannt und getragen werden.

Der Plan war, zunächst einen Nationalen Übergangsrat zu gründen, der 2022 dann eine Übergangsregierung mit zweijähriger Amtszeit wählt. Diese sollte für das Jahr 2024 freie und faire Neuwahlen organisieren. So sollte das unerträgliche politische Patt beendet werden, in dem sich das Land seit der Ermordung Jovenel Moïses im Juli 2021 befindet und in dem die großen politischen Lager den jeweils anderen jede Legitimität absprechen.

Doch natürlich gibt es, wie immer, auch hier zwei Seiten: Die, die das Abkommen hoffnungsvoll befürworten und die, die es vehement ablehnen. Annelieses Mitarbeiter Silien Blindy hat einen detaillierten Abriss über die Entstehung und die Inhalte des Abkommens geschrieben. Er fasst zusammen:

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28. Dezember 2022

Rundbrief Dezember 2022

Liebe Haiti-Freunde,

in Haiti überschlagen sich die Ereignisse, doch hier in Deutschland kommt nicht viel davon an. Vielleicht haben wir mit dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und dem dritten Corona-Winter selbst genug um die Ohren? Das mag stimmen, doch wie immer sind die Probleme in Haiti ungleich größer: Im Oktober traten das erste Mal seit drei Jahren wieder neue Cholera-Fälle auf, die UN warnen vor einer Epidemie. Die Tagesschau meldet, dass Banden inzwischen die Hälfte des Karibikstaats kontrollieren, darunter so zentrale Infrastruktur wie den Hafen in Port-au-Prince. Das hat zur Folge, dass die Preise für Benzin, Lebensmittel und Trinkwasser explodieren und die Verteilung im Land zum Erliegen kommt. 

Die Rufe nach internationaler Hilfe werden lauter, auch Kritik kommt auf. Die EU-Abgeordnete Caroline Roose erinnert in ihrer Rede im EU-Parlament am 10. Oktober daran, dass dort vor einem Jahr eine Resolution verabschiedet wurde. Sie wird deutlich:

„Haiti versinkt jeden Tag etwas mehr im Chaos. Morde, Vergewaltigungen und Entführungen sind alltäglich (…). Das Land kollabiert unter den Augen der Internationalen Gemeinschaft (…). Welchen Vorwand werden wir noch anführen, um unsere Untätigkeit zu rechtfertigen?“

Den USA wirft sie vor, ein doppeltes Spiel zu spielen und internationales Recht zu verletzen, wenn sie trotz der verheerenden Situation noch immer Haitianer:innen ausweisen, die Asyl suchen.

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24. August 2022

Rundbrief Juni 2022

Liebe Haiti-Freunde,

es wäre schön, einmal keine neuen Hiobsbotschaften verkünden zu müssen, was die politische und soziale Lage in Haiti angeht. Doch leider scheint es immer noch schlimmer werden zu können, und auch offizielle Stellen ringen inzwischen angesichts der entfesselten Bandengewalt um die richtigen Worte.

Zwischen dem 24. April und dem 16. Mai wurden Berichten zufolge bei koordinierten bewaffneten Angriffen in Port-au-Prince mindestens 92 Personen, die nichts mit Banden zu tun haben, sowie etwa 96 mutmaßliche Bandenmitglieder getötet. Mehr als 150 weitere Menschen wurden verletzt, als vermisst gemeldet oder gegen Lösegeld entführt.

Die UN-Kommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, sagte Mitte Mai angesichts dieser Zahlen: „Bewaffnete Gewalt hat in Haiti ein unvorstellbares und unerträgliches Ausmaß erreicht. Es müssen dringend Schritte unternommen werden, um die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen, die Menschen vor bewaffneter Gewalt zu schützen und die politischen und wirtschaftlichen Hintermänner dieser Banden zur Rechenschaft zu ziehen.“ Sie forderte die Internationale Gemeinschaft nachdrücklich auf, ihre Anstrengungen zu verdoppeln, um zu verhindern, dass die Situation weiter außer Kontrolle gerät.

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Infos von Anneliese aus dem Mai

Währenddessen geht das Leben bei Anneliese weiter. Meyer ist von Port-au-Prince ausreichend weit weg und abgelegen genug, dass das Chaos die Menschen dort nicht direkt erreicht. Die Auswirkungen sind selbstverständlich trotzdem zu spüren – über die hohen Preise und die unsicheren Transportwege haben wir in den letzten Rundbriefen berichtet. Aber die Menschen passen sich den Umständen an – oft haben sie auch kaum eine andere Wahl. Und aus Meyer selbst gibt es tatsächlich auch gute Nachrichten: Im April gab es bei Anneliese in Meyer Lehrerseminare und sie erhielt die Rückmeldung, dass sie sehr kompetente Lehrer und Lehrerinnen an der Schule habe! Das freut uns zu hören!

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26. März 2022

Rundbrief März 2022

Liebe Haiti-Freunde,

auch wenn es in den hiesigen Nachrichten bezüglich Haiti zurzeit ruhig ist, gibt es dort weiterhin unruhige Zeiten. Politisch tut sich (zu) wenig: Seit der Ermordung des Präsidenten im Juli letzten Jahres sind die politischen Lager zerstritten und nicht fähig, einen Kompromiss zu finden, der aus dem aktuellen Stillstand herausführt. Das wäre jedoch dringend nötig, um das gefährliche Machtvakuum zu beenden, das von den kriminellen Banden gefüllt wurde, die sich bekriegen und die Bevölkerung terrorisieren. Eigentlich hätte am 7. Februar ein neuer Präsident vereidigt werden müssen. Aber wer?

Auch die Aufarbeitung des Präsidentenmordes stockt. Der neue Untersuchungsrichter hat nur zehn Tage nach Übernahme des Falls öffentlich darauf hingewiesen, dass ihm sowohl die Mittel fehlen, die Untersuchung zu leiten als auch, dass er um seine Sicherheit und die seiner Familie fürchtet. „Meine Familie und ich werden nicht weglaufen. Der haitianische Staat wird zur Verantwortung gezogen, wenn mir, meiner Familie oder meinen Mitarbeitern etwas zustößt“ schreibt er in einer Pressenotiz vom 13. März.

Infos von Anneliese aus dem Februar

Annelies schreibt, dass weiterhin die Preise explodieren. Für den nächsten Monat hat sie das Essen beisammen, danach wird man weitersehen müssen. Mit diesem “Fahren auf Sicht” hat sie nun schon einige Routine. Sie berichtet:

„Der Mund ist gespalten, damit wir essen können“, sagt ein Sprichwort hier. Nur wird es schier unbezahlbar für viele. Heute habe ich Brot gekauft. Ein Bäcker aus Trouin kommt jeden Montag und Donnerstag auf dem Weg zum Markt hier vorbei.

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26. November 2021

Rundbrief November 2021

Liebe Haiti-Freunde,

die Nachrichten im letzten Rundbrief waren schon nicht gut. Aber spätestens seit der Ermordung des Präsidenten im Juli ist deutlich, wie groß die Krisen in Haiti sind: politisch, wirtschaftlich, sozial, sicherheitspolitisch und humanitär ist das Land seit langem im Ausnahmezustand. Das Erdbeben im August war da nur ein weiterer Tropfen in ein längst überlaufendes Fass. Auch die Pandemie wütet weiterhin ungebremst, jedoch von der Bevölkerung wenig beachtet. Neben den üblichen Problemen ist zurzeit der Benzinmangel zentral, wie auch Anneliese in ihrem Bericht schreibt. Nachdem kürzlich endlich wieder Benzin geliefert wurde, brach um die Verteilung Chaos aus. Die chaotische Lage im Land wird auch in Annelieses Bericht deutlich.

Bericht von Anneliese Anfang November

Als ich damals versuchte, 40 Jahre Haiti in die „Nussschale“ zu verpacken, kam ich mit einer Kokosnuss aus. Um die momentane Lage nur 40 Tage lang zu beschreiben, braucht es ein Fass (ohne Boden).

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25. August 2021

Aktuelle Informationen nach dem Erdbeben im August 2021

Liebe Freudinnen und Freunde von Anneliese und Foundation e.V.,

es erreichen uns einige Nachfragen, ob es Anneliese, ihren MitarbeiterInnen sowie den SchülerInnen nach dem Erdbeben in Süd-Haiti gut geht.

Anneliese hat sich nach dem Beben telefonisch gemeldet und erzählt, dass sie das Beben zwar gespürt haben, jedoch bei ihr keine Schäden entstanden sind. Auch der Tropensturm Grace hat außer kleineren Überschwemmungen in der Schule zum Glück keine Schäden an den Gebäuden oder dem Wohnhaus angerichtet. Die politische Lage im Land bleibt jedoch weiterhin sehr angespannt.

20. Juni 2021

Rundbrief Juni 2021

Liebe Freund*innen, Spender*innen und an der Schule ECODEM-Interessierte,

Sie mussten lange auf neue Nachrichten aus Haiti warten. Danke für die vielen Anrufe und Emails von Freunden und Bekannten, die sich um Anneliese sorgten und sie in ihre Gebete einschlossen.

Die Kommunikation mit Anneliese stellt sich seit Oktober 2020 sehr schwierig dar. Eine Internetverbindung nach Meyer funktioniert schon seit Jahren nicht mehr zuverlässig. Über WhatsApp ging der gegenseitige Austausch gut, die letzten Monate kam aber auch da keine Verbindung mehr zustande. Die dritte Möglichkeit, über das Telefon, klappt nur bedingt, denn Gespräche aus Deutschland kommen so gut wie nie an. Anrufe von Anneliese laufen über Telefonkarten, die immer sehr schnell leer sind und ein ausführliches Gespräch verhindern.

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Neuigkeiten von Anneliese

Am 27. Mai kam nun endlich mal wieder eine Nachricht über WhatsApp. Anneliese schreibt, dass sich einige Banden zusammengeschlossen haben und mit Überfällen und Entführungen das Land terrorisieren. Wer nicht unbedingt raus muss, bleibt daheim. Bisher sind die Unruhen vor allem in den Metropolen. Auf dem Land fallen Fremde sofort auf und werden von der Bevölkerung überwacht.

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25. November 2020

Rundbrief November 2020

Liebe Haiti Freunde,

das Jahr neigt sich dem Ende entgegen, welches für uns alle eine große Herausforderung war, ist und noch sein wird. Wir hoffen, dass Sie für sich einen guten Weg gefunden haben und vor allem gesund geblieben sind.
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Anneliese war zuletzt 2016 zu Besuch und wollte eigentlich dieses Jahr im Februar wieder ein Flugticket buchen. Wir hatten uns schon gefreut, mit ihr ihre „40 Jahre Haiti“ zu feiern und direkt von ihr über die Schule und das Geschehen in Haiti berichtet zu bekommen. Letztendlich kam der Flug leider nicht zustande. Anneliese empfand es im Nachhinein als Glück, da es für sie nicht vorstellbar gewesen wäre, ihren Landsleuten in Haiti in diesen Tagen nicht nahe zu sein.
Durch die Covid-19-Pandemie mussten unsere geplanten Veranstaltungen, wie ein gemeinsamer Infoabend mit Anneliese, der Spendenlauf der Abt-Columban-Schule sowie weitere Vorhaben abgesagt werden.
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Corona in Haiti
Wie bereits im letzten Rundbrief erwähnt, ist auch in Haiti das Corona-Virus aktiv. Weiterlesen