15. Dezember 2017

Rundbrief Dezember 2017

Liebe Haiti-Freunde,

das Jahr 2017 geht zu Ende und wir blicken dankbar zurück. Dank Ihrer Zuwendungen konnten wir auch dieses Jahr unsere Ziele erreichen: die Schul- und Ausbildung konnte ohne Unterbrechung durchgeführt werden, alle Kinder bekamen ihr Schulessen und notwendige Reparaturen an den Gebäuden wurden beendet.
Das Wetter pendelt immer noch zwischen Trockenheit und zu viel Wasser auf einmal, doch Gott sei gedankt, dass die großen Hurrikans Irma und Maria dieses Mal kurz vor Haiti abdrehten und über der Insel „nur“ ein starker Tropensturm fegte – der allerdings auch wieder eine Ernte zerstörte.
Dieses Jahr hatten sich auch wieder Besucher angemeldet. Einige Jugendliche schauten sich die Arbeit vor Ort an und halfen fleißig in Kindergarten und Schule mit. Ihre Erfahrungsberichte haben wir über das Jahr hinweg in den Rundbriefen abgedruckt.
START international e.V., die 2010 nach dem Erdbeben zu Anneliese kamen, um sich um traumatisierte Kinder zu kümmern, führten zwei Fortbildungen für Lehrer durch. Im November besuchte die Zahnärztin Frau Dr. Holst mit ihrem Team Meyer, wo sie von vielen sehnsüchtig erwartet wurde. Ein Bericht folgt im nächsten Rundbrief.

Post von Anneliese
Auch Anneliese hat das Jahresende für einen Rückblick genutzt. Ihren Brief geben wir gerne hier weiter:

Wieder geht ein Jahr zu Ende, aber nicht ohne den obligatorischen Rückblick. Ein Rückblick bietet sich jedoch nicht nur alle Jahresende an, er kann sich über eine längere Zeit (Jahrzehnte) betätigen. Machen wir den Rückblick mit der Schule:
Viele Schüler sind Jahre bei uns geblieben, vom Kindergarten bis zum Abitur. Und nun, wo sind sie? Klar ist, dass mir nicht der Weg aller bekannt ist, aber beim Nachdenken kommen mir mehr in den Sinn als das Blatt fassen kann. Nehmen wir somit nur ein paar von denen die „zurückgekommen“ sind. Da wäre Faubert: nach dem Abitur hat er Journalismus studiert, anschließend unterrichtete er Französisch an der ECODEM. Leider ist er inzwischen, nach 7 Jahren, dem allgemeinen Trieb gefolgt und nach Chile ausgewandert. (Mehr über dieses Phänomen ein anderes Mal). Meriga hat Administration studiert, als er das Abitur hatte und das Studium mit dem Gehalt finanziert, das er bei uns als Lehrer verdiente. Nun unterrichtet er weiterhin die 5. Klasse in Gerard. Damas, ein weiterer ECODEM-Absolvent, hat es zum Rektor der Nachbarschule gebracht. Gerald, Lionel, Lesther, alle drei weitere ECODEMler, sind bei uns angestellt. Es ist schon ein Vorteil, wenn man die Angestellten von Kindheit auf kennt. Täglich komme ich außerdem mit den „Elternschülern“ in Kontakt, ehemalige Schüler und Schülerinnen, die der „Scholle“ treu geblieben sind und jetzt mithelfen, dass uns die Schüler nicht ausgehen. Christine hat bereits einen eigenen Abiturienten und weitere 5 Kinder über diverse Klassen verteilt. Katiana, Kerline und Esperantine bringen ihre Kinder hier zur Schule und auch Männer wie Desané und Cineus sind sich nicht zu schade, ihren Nachwuchs ihren z.T. ehemaligen Lehrern anzuvertrauen. Dieufort, Didier und Jean-Pierre bekamen ihre Chance als Lehrer, nachdem sie die dreijährige Lehrerausbildung bei uns abgeschlossen hatten.

Unsere Schule seit 1989: Vieles hat sich geändert, aber der Mensch bleibt gleich. Lasst mich mit der chinesischen Weisheit schließen:
Wenn du fürs nächste Jahr vorsorgen willst, bau Hirse an.
Wenn du für ein Jahrzehnt planst, pflanze Bäume.
Wenn du aber Pläne für ein Jahrhundert machst, erziehe einen Menschen.

Herzlichen Dank für alles und ein gesegnetes Weihnachtsfest und neues Jahr.
Anneliese

Wir wünschen Ihnen ebenfalls ein gesegnetes Weihnachtsfest und vor allem ein gesundes und friedliches Jahr 2018 und freuen uns, dass Sie unser Projekt weiter begleiten.

Thomas Wiedmann
1. Vorsitzender