7. März 2018

Rundbrief März 2018

Liebe Haiti-Freunde,

heute folgt der schon im letzten Rundbrief angekündigte Bericht über den zahnärztlichen Einsatz von Dr. Kirsten Holst und ihrem Team in Haiti. Das Team war zunächst bei Whistler, einem Arzt, dessen Familie Anneliese schon aus den Zeiten ihrer Arbeit  im Kinderheim in den 1980er Jahren kennt. Er kommt ein Mal im Monat nach Meyer, um die Menschen dort in der Gegend zu behandeln. Diesmal hat er die drei Frauen nach ihrem Einsatz in seiner Klinik in der Nähe von Les Cayes zu Anneliese gebracht, wie Dr. Stefanie Reim berichtet:

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Zu Beginn unserer dreiwöchigen Reise haben Kirsten Holst, Susl Mai und ich bei Whistler gewohnt. Von seiner Klinik, in der Kirsten und ihr Team 2015 noch behandelt haben, sind nach dem Hurrikan Matthew 2015 leider nur noch die Grundmauern übrig geblieben. Ebenso sind zahlreiche Dächer von anderen Wohnhäusern, Kirchen und Schulen abgedeckt, sowie 25% des Baumbestandes vernichtet worden. Whistler hat sein Haus, das glücklicherweise nahezu unbeschadet durch den Sturm gekommen ist, um eine Etage aufgestockt, so dass wir im oberen Bereich schlafen und im unteren die Patienten behandeln konnten. Neben unserem Behandlungsraum haben Whistler und sein Team Brillen an die Bevölkerung verteilt. Der Sehtest bestand darin, aus der Bibel vorzulesen. Konnten die Patienten den Text lesen, durften sie die Brille behalten. Vor unserem Haus gab es jeden Tag einen Stand, an dem frisch zubereitetes Essen für die Patienten angeboten wurde.

Wir haben in der Zeit bei Whistler 107 Patienten behandelt und 203 Zähne gezogen. Bereits am zweiten Tag hatten wir eine junge Patientin, deren Behandlung uns noch lange beschäftigt hat. Nach ei­nem zunächst normal aussehendem Eingriff stellte sich heraus, dass ihr Unterkieferknochen derart porös war, dass es nach dem Zahnziehen zu einer sehr starken Blutung kam, die wir kaum stoppen konnten. Whistler hat sie daher nach Les Cayes gefahren, wo sie eingehend untersucht und weiter behandelt worden ist. In einem Krankenhaus in Port-au-Prince stellte sich dann heraus, dass die junge Frau an einem Tumor erkrankt war, der durch unsere Be­handlung entdeckt wurde. Sie war bis dahin von einem Abszess ausgegangen. Mittlerweile ist die junge Frau, Gott sei Dank, wieder gesund!

Unsere Weiterfahrt nach Meyer mussten wir, bedingt durch starke Regenfälle, um einen Tag vorziehen – eine weise Entscheidung von Whistler, denn einen Tag nach unserer Abreise wurde die Strecke gesperrt. In Meyer haben wir bei Anneliese gewohnt. Im Ort gibt es ein Gesundheitszentrum, in dem wir ca. 93 Patienten behandeln und 207 Zähne ziehen konnten. Leider wurde unsere Behandlung, be­dingt durch erneut einsetzenden starken Regen, unterbrochen. Es wurden sogar die Schulen für drei Tage geschlossen, da der Schulweg durch etwaige Erdrutsche zu gefährlich gewesen wäre. Einige Schüler gehen jeden Morgen zwei Stunden zu Fuß zur Schule und müssen anschließend auch wieder zwei Stunden nach Hause laufen. Am letzten Tag vor unserer Abreise haben wir in der Schule von Meyer die Zähne von ca. 520 Schülern zur Prophylaxe fluoridiert und dabei entsetzt festgestellt, wie verheerend einige Zähne aussahen. Bei einem jungen Mädchen hätten wir eigentlich 7 Zähne ziehen müssen, was uns sehr berührt hat. Es gibt daher die Überlegung, beim nächsten zahnärztlichen Einsatz in Meyer mit der Schule zu beginnen.

Es war schön, das Leben der Schüler zum Teil miterleben zu können, beispielsweise beim morgendlich stattfindenden Fahnenappell, wo das „Vater Unser“ aufgesagt und die haitianische Nationalhymne gesungen wird. Mittags erhält jeder Schüler jeden Tag eine warme Mahlzeit, bestehend aus Reis, Bohnen und Kraut. Hierfür werden für beide Schulen täglich rund 125kg Reis verarbeitet. Während unserer Zeit auf Haiti hatten wir das große Glück, authentisch mit der Be­völkerung zusammenzuleben und so Haiti hautnah kennenzulernen.

Zum Abschluss möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich ganz herz­lich bei Anneliese sowie Whistler und seinem Team zu bedanken, die uns liebevoll aufgenommen, versorgt und intensiv bei unserem zahnärztlichem Einsatz unterstützt haben! Ihr seid wunderbar! Ich wünsche euch alles erdenklich Gute für die Zukunft. Möget ihr gesund bleiben, gut mit euren geplanten Projekten vorankommen, eine ausreichende finanzielle Unterstützung erfahren und reich gesegnet sein bei allem, was ihr tut!

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Neuer Konrektor der ECODEM

Nachdem der bisherige Konrektor der ECODEM mit seiner Familie in die USA ausgewandert ist, wurde die Stelle neu besetzt. Im näch­sten Rundbrief wollen wir ihn vorstellen und Anneliese wird bei der Gelegenheit über den starken Auswanderungstrend berichten.

Bis dahin wünschen wir Ihnen alles Gute und bedanken uns,
wie immer, für Ihre Unterstützung!