Rundbrief Juni 2021
Liebe Freund*innen, Spender*innen und an der Schule ECODEM-Interessierte,
Sie mussten lange auf neue Nachrichten aus Haiti warten. Danke für die vielen Anrufe und Emails von Freunden und Bekannten, die sich um Anneliese sorgten und sie in ihre Gebete einschlossen.
Die Kommunikation mit Anneliese stellt sich seit Oktober 2020 sehr schwierig dar. Eine Internetverbindung nach Meyer funktioniert schon seit Jahren nicht mehr zuverlässig. Über WhatsApp ging der gegenseitige Austausch gut, die letzten Monate kam aber auch da keine Verbindung mehr zustande. Die dritte Möglichkeit, über das Telefon, klappt nur bedingt, denn Gespräche aus Deutschland kommen so gut wie nie an. Anrufe von Anneliese laufen über Telefonkarten, die immer sehr schnell leer sind und ein ausführliches Gespräch verhindern.
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Neuigkeiten von Anneliese
Am 27. Mai kam nun endlich mal wieder eine Nachricht über WhatsApp. Anneliese schreibt, dass sich einige Banden zusammengeschlossen haben und mit Überfällen und Entführungen das Land terrorisieren. Wer nicht unbedingt raus muss, bleibt daheim. Bisher sind die Unruhen vor allem in den Metropolen. Auf dem Land fallen Fremde sofort auf und werden von der Bevölkerung überwacht.
Die Covid-19-Infektionen hatten sich bisher auf niedrigem Niveau gehalten. Inzwischen steigen die Zahlen in den Städten jedoch schnell an und die Schulen werden vorzeitig am 11. Juni geschlossen. In Meyer und Umgebung sind bis jetzt noch keine Fälle bekannt.
Anneliese möchte die Schule noch bis zum 16. Juni offenhalten, um die Prüfungen durchzuführen. Die Lebensmittel für die Schulspeisung in Meyer reichen allerdings nicht mehr bis zum Beginn der Ferien, die Vorräte haben sich Anfang Juni erschöpft. Weil die Städte, allen voran Port-au-Prince, wegen der beschriebenen Bandenkriminalität zu unsicher sind, um ausführlich einkaufen zu gehen, konnte bisher noch kein Nachschub besorgt werden. Auch die Lastwagen, die normalerweise die Lebensmittel liefern, laufen Gefahr, unterwegs überfallen zu werden. Für den täglichen Bedarf holt Annelieses langjähriger Mitarbeiter Emmanuel Lebensmittel mit dem Motorrad und kann dafür abseits der großen Straßen fahren und Schleichwege benutzen, was den LKWs nicht möglich ist. Anneliese und ihre Mitarbeiter hoffen, dass sie in den Ferien auch die Vorratslager wieder auffüllen können.
Anneliese lässt herzliche Grüße ausrichten. Sie fühlt sich in ihrer Umgebung sicher und die Nachbarn und Einwohner haben immer ein Auge auf sie.
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Haiti in den Nachrichten
Die politische und gesellschaftliche Situation in Haiti schafft es zurzeit vergleichsweise häufig in unsere Nachrichten, was leider kein gutes Zeichen ist: So wurde Anfang Februar von einem angeblichen Putschversuch auf Präsident Moïse berichtet (https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/haiti-krise-putschversuch-101.html), am Ende desselben Monats war ein großer Gefängnisausbruch in Port-au-Prince in den Schlagzeilen (https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/haiti-gefaengnisausbruch-101.html). Das Land bleibt politisch extrem instabil und die Situation schwer durchschaubar.
Auch im Hinblick auf Corona ist die Lage unübersichtlich: Während seit Beginn der Pandemie vor einer „maximalen Katastrophe“ gewarnt wurde, herrschte zuletzt Verwunderung über erstaunlich geringe Fallzahlen (https://www.tagesschau.de/ausland/coronavirus-haiti-101.html). Der wahrscheinlichste Grund ist jedoch leider, dass weder verlässlich getestet noch positive Fälle gemeldet werden. Die Website der haitianischen Tageszeitung Le Nouvelliste verzeichnet Anfang Juni knapp über 15.000 bestätigte Corona- und 321 Todesfälle (siehe Screenshot rechts). Auch wird dort vermehrt berichtet, dass Krankenhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen kommen und dass Schulen wegen akuter Coronafälle schließen müssen.
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Wir hoffen, dass sich der Kontakt nach Haiti bald wieder verbessert und wir Ihnen und Euch wieder regelmäßiger berichten können. Die beständige Spendenbereitschaft ermöglicht es auch in diesen herausfordernden Zeiten, die Schule und die gesamte Infrastruktur, die sich darum entwickelt hat, am Laufen zu halten, wofür wir sehr dankbar sind. Bleiben Sie weiterhin gesund!