Aktuelles

Rundbrief Juni 2016
Liebe Haiti Freunde,

im Februar machte sich wieder eine kleine Besuchergruppe aus Deutschland auf den Weg, Anneliese in Haiti zu besuchen. Hier berichtet nun Annelieses Nichte Janina Lea von ihren Erfahrungen im Land:

Reisebericht

Am 8. Februar begann die Reise am Frankfurter Flughafen, wo wir erwartungsvoll in ein Flugzeug stiegen. Wir, das waren neben mir noch meine Schwester Yvonne Rabea, die 2013 schon einmal fünf Monate bei Anneliese verbracht hatte, sowie ihre Studienfreundin Anne. Für Anne und mich war es der erste Haiti-Besuch.

Wie schon im letzten Rundbrief erwähnt, lief an diesem 8. Februar offiziell die Amtszeit von Präsident Martelly aus. Ein Nachfolger war aber immer noch nicht gefunden, denn die Wahlen waren seit Oktober immer wieder verschoben oder abgesagt worden. Niemand wusste genau, wie sich das politisch sowieso seit langem instabile Land nun ohne Präsidenten verhalten würde. Tatsächlich aber war die Lage in der Hauptstadt bei unserer Ankunft ruhig und die Straßen sogar relativ leer.

Nach zweistündiger Autofahrt kamen wir gegen Mitternacht Ortszeit in Meyer an. Es fühlte sich merkwürdig an, alles, was ich zuvor schon oft auf Fotos gesehen hatte, nun ich echt zu sehen. Gleichzeitig dachte ich mir, dass Haiti gar nicht so „aus der Welt“ ist, wie es sich von Deutschland aus immer anfühlt. Immerhin hatten wir es in nur 24 Stunden von Frankfurt um die halbe Welt bis vor Annelieses Haustür geschafft.

Bereits am nächsten Morgen erlebten wir den haitianischen Alltag hautnah: es hatte seit ca. 5 Wochen nicht mehr geregnet, d.h. es gab kein Wasser in den Leitungen. Das hieß auch, es gab keine Toilette mit Wasserspülung und die Dusche bestand für uns aus Eimern mit Regenwasser, die wir uns über den Kopf schütteten. Das kostete natürlich erst einmal ein bisschen Überwindung, aber wir haben uns schnell damit arrangiert und gemerkt, dass notfalls auch viel ohne die von zu Hause gewohnten Standards geht.

Nach einigen Tagen kam dann auch der lang ersehnte Regen, allerdings auf typisch tropische Art: sehr viel auf einmal. Das richtet dann im Zweifelsfall mehr Schaden an, als dass es nützt, denn die ausgetrockneten Felder können so viel Wasser gar nicht aufnehmen. Stattdessen werden sie weggeschwemmt. Da Haiti ein bergiges Land ist, liegen viele Felder steil am Hang, was das Problem noch verschärft. Das hat mir vor Augen geführt, dass der Erfolg oder Misserfolg der Landwirtschaft in Haiti nicht nur eine Frage von Technik und Gerät ist, sondern auch von äußeren Umständen abhängt, wie z.B. der Qualität der Böden und dem Klima, die die Menschen gar nicht beeinflussen können. Die Folgen sind im Alltag aber sofort deutlich spürbar: auf dem Markt gab es kaum frisches Obst und Gemüse zu kaufen und auch der Reis für die Schulspeisung ist von Juli 2015 bis Februar 2016 um über zehn Prozent teurer geworden. Nach Annelieses Einschätzung droht der Landbevölkerung die nächste Hungersnot, sollte die nächste Ernte ausfallen.

Die Schulspeisung an fünf Tagen in der Woche ist auch deswegen eine wichtige Konstante im Leben der Kinder. Es war sehr eindrucksvoll zu sehen, wie die Köchinnen täglich in riesigen Töpfen Essen für über 1000 Schülerinnen und Schüler zubereiten – echte Präzisionsarbeit. Die eindrückliche Logistik hinter dieser Hilfe konnten wir dann bei der Anlieferung des Monatsvorrats sehen: über 100 Säcke Reis und Bohnen wurden an einem Nachmittag mit einem der typischen bunten LKW angeliefert.

Mein persönliches Fazit nach meinem zweiwöchigen Aufenthalt bei Anneliese ist, in Abwandlung eines bekannten Sprichworts:

Ein Besuch sagt mehr als 1000 Bilder. Obwohl ich das Projekt schon seit meiner Kindheit kenne, wurde mir erst durch meine Reise begreifbar, welch großen und positiven Einfluss Annelieses Arbeit vor Ort hat. Es war toll, das einmal mit eigenen Augen zu sehen!

Bundesverdienstmedaille für Anneliese

Vor kurzem erreichte uns aus Haiti die Mitteilung, dass Anneliese die Bundesverdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland erhalten hat. Wir freuen uns zutiefst mit Anneliese und gratulieren ihr zur Honorierung ihres Lebenswerks der Nächstenliebe. Ausführlichere Informationen im nächsten Rundbrief.

Neuwahl des 1. Vorsitzenden

Liebe Freunde für Haiti,

nach den turnusmäßigen Neuwahlen im März freue ich mich, mich Ihnen als neuen 1. Vorsitzenden vorstellen zu dürfen. Ich bedanke mich bei meinem Vorgänger Roland Lorenz für seine mit viel Liebe und persönlichem Einsatz geleistete Arbeit und die weitere Unterstützung. Meine Wünsche wären, die Foundation e.V. auch weiterhin zuverlässig, pflichtbewusst und zukunftsweisend zu führen. Mit Hilfe der weiteren Vorstandschaft bin ich zuversichtlich, dass dies gelingen wird. Ich freue mich auf die zukünftige gemeinsame Zusammenarbeit und bedanke mich bei Ihnen, den Spendern/innen, für die bisherige und weitere Unterstützung.

Thomas Wiedmann

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Liebe Haiti Freunde,

dankbar blicken wir auf das Jahr 2015 zurück. Die Schule hat ein weiteres erfolgreiches Jahr hinter sich. Wir haben darüber berichtet. Auch die Bau- bzw. Renovierungsvorhaben konnten wie geplant durchgeführt werden. Jetzt stehen uns die ersten Bilder der Arbeiten zur Verfügung.

Das Wohngebäude von Anneliese wurde auf der ganzen Fläche aufgestockt. So haben wir jetzt genug Platz um Mitarbeiter und Gäste, die für längere Zeit in der Schule mithelfen, entsprechend unterbringen zu können. Frau Dr. Holst und ihre Gruppe konnten das Gebäude auch gleich einweihen.

Das vierköpfige Team war im November 14 Tage für einen zahnärztlichen Einsatz zu uns gekommen. An mehreren Tagen wurden in Les Cayes und Meyer jeweils 40-50 Personenbehandelt. Sie hatten stundenlange Fußmärsche auf sich genommen und mußten auch noch lange auf die Behandlung warten. Aber für die Chance von ihren Schmerzen befreit zu werden, nehmen die Menschen solche Wege auf sich. Es ist in Haiti nicht selbstverständlich Medikamente zu erhalten und eine regelmäßige Zahnbehandlung ist unerschwinglich. Durch die längere Behandlungszeit wurde es notwendig, eine deutsche Studentin einzuweisen, die gerade bei Anneliese ist, die Flourbehandlung bei den Schülern durchzuführen. Insgesamt konnten ca. 300 Patienten behandelt werden und es wurden 3500 Schmerztabletten und 1100 Antibiotika verteilt. Wir danken Frau Dr. Holst herzlich für diesen großartigen Einsatz.
Der komplette Bericht von Martina Stürner kann auf unserer Homepage unter der Rubrik „Aktuelles“ eingesehen werden.

Für die Schule wurde ein zweifarbiger Anstrich gewählt. Dadurch wirkt die ganze Anlage viel einladender und freundlicher. Vor allem die Innenräume haben sehr gewonnen. Freundliche Farben statt betongrau. Das ist nicht nur ein optischer Gewinn. Die Räume sind jetzt viel heller. Da die Schulräume keine künstliche Beleuchtung haben, konnten wir so ein besseres Umfeld für die Schüler schaffen. Unser Dank gilt Humedica, die diese Aktion finanziert haben.

Welthunger-Index 2015

Die Welthungerhilfe hat vor kurzem ihren Welthunger-Indexveröffentlicht. (Das komplette Dokument kann unter www.welthungerhilfe.de eingesehen werden.) Dieser wird aus dem Prozentsatz der unterernährten Bevölkerung, dem Prozentsatz der unterernährten Kinder und die damit verbundene Wachstumsverzögerung und dem Prozentsatz der Kindersterblichkeit errechnet. Weltweit sind die Werte gestiegen, das heißt der Hunger geht zurück. Auch Haiti konnte seine Werte in den letzten Jahren verbessern. Nach der Einteilung der Welthungerhilfe wird die Situation immer noch als „sehr ernst“ bezeichnet. Haiti belegt den Platz 99 in einer Liste von 104 Ländern. Dabei ist Haiti von afrikanischen und asiatischen Ländern, wie Sierra Leone und Afghanistan umgeben. Der nächste Staat des amerikanischen Kontinents ist Guatemala auf Platz 54. Dieses Alleinstellungsmerkmal Haiti im karibischen Raum ist ein Zeichen der Instabilität, die leider immer noch vorherrscht. Durch unsere Kinderspeisung können wir der Situation zumindest etwas entgegen wirken. Ihre großzügigen Spenden ermöglichen es uns seit 2006 unseren Schülern täglich eine warme Mahlzeit zu bieten.

Nachrichten aus dem Land

Thema Präsidentschaftswahlen. Nach den ersten Vorwahlen vom25. Oktober blieben zwei Kandidaten für das Amt des Präsidentenübrig. Sofort wurden Rufe laut, daß es bei der Auszählung zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Die Folge, der Wahltermin mußte mehrfach verschoben werden. Als letzter Termin steht im Moment der 24. Januar.
Doch diesem Termin hat Jude Celestin, einer der beiden Kandidaten, bereits eine Absage erteilt. Die Zeit wäre zu kurz um sich entsprechend vorzubereiten. Im schlimmsten Fall bliebe nur ein Kandidat übrig. Auch eine weitere Verlegung ist nicht ganzeinfach. Die Amtszeit von Michel Martelly endet am 7. Februar. Danach wäre das Land de facto ohne Staatsoberhaupt. Man darf also gespannt sein, wie es weiter geht.

Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein gutes und gesegnetes neues Jahr
Herzliche Grüße aus Kornwestheim

 

Manfred Gwinner
2. Vorsitzender

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Zahnmedizinischer Einsatz Haiti vom 6.11.-21.11.2015

Verfaßt von Martina Stürner
Im Dunkeln und mit unseren Rucksäcken auf dem Schoß ruckeln wir auf der Landstraße von Port au Prince nach Meyer ins Gebirge. Es ist als ob wir in einer vollkommen anderen Welt gelandet wären. Bereits um 18h ist es völlig dunkel, an den Straßen brennen keine Straßenlaternen, dafür aber immer wieder kleine offene Feuerstellen, um die sich die haitianische Bevölkerung in Grüppchen versammelt. Noch können wir von dem wunderschönen Land nichts sehen, doch trotz aller Müdigkeit sind wir gespannt und voller Vorfreude auf die kommenden zwei Wochen.
Zu viert haben wir uns von Deutschland aus auf den Weg gemacht: Dr. Kirsten Holst, Martina Stürner, Simon und Christine Betsch- alle Mitglieder in der Gemeinde Konkordia in Bühl.
Unser erstes Ziel ist das Haus von Anneliese Gutmann, die uns samt ihren Hunden und Katzen einen herzlichen Empfang bereitet. Wir sind froh nach der langen Anreise endlich angekommen zu sein und genießen es im neuen komfortablen Gästehaus übernachten zu dürfen.
Die ersten beiden Tage nutzen wir, um uns zu akklimatisieren und unser Equipment für den ersten Einsatz vorzubereiten. Dann geht es los und wir ruckeln wieder stundenlang auf der Landstraße, diesmal Richtung Westen, nach Les Cayes. Anneliese Gutmann hat den Kontakt zu zwei haitianischen Ärzten hergestellt. Beide haben bei ihr in Meyer die Schule absolviert. Nun versuchen sie in Les Cayes eine kleine Klinik aufzubauen. Später soll auch noch eine Schule entstehen. Bisher ist es leider nur einmal monatlich möglich in dieser Klinik eine notdürftige medizinische Versorgung anzubieten und dieses Mal könnten wir zusätzlich mit einer kostenlosen zahnärztlichen Behandlung dienen.
Anfangs kommen die Patienten nur zögerlich, aber rasch steigt die Zahl der zu Behandelnden auf 30-40 Personen pro Tag an. Der Bedarf und die Not ist so groß, dass wir uns dazu entschließen noch einen zusätzlichen Behandlungstag anzuhängen.
Dann führt unser Weg wieder zurück nach Meyer, wo wir in den Genuss kommen, die Gemeine in Gerard zu besuchen und einen dreistündigen Gottesdienst in Haiti erleben. Christine Betsch darf sogar im Kindergottesdienst mitwirken, indem sie biblische Geschichten erzählt. Diese werden von Anneliese übersetzt und mit lebhaften Gesten untermalt. Die Kinder sind ganz bei der Sache und begeistern uns beim Lobpreis.

Nach dem erholsamen Wochenende starten wir unseren zweiten Einsatz. Diesmal fahren wir ins Gesundheitszentrum nach Meyer. Dort unterstützt uns Anneliese bei der Aufnahme der Patienten, die schon zahlreich auf uns warten. Einige nehmen stundenlange Fußmärsche in Kauf und warten dann weitere Stunden geduldig vor dem Zentrum, nur um einen Zahn ziehen zu lassen.
Hier erreichen wir an einem Tag einen Rekord von 55 Zahnbehandlungen, hierbei ist zu bedenken, dass bei manchen Patienten gleich mehrere Zähne gezogen werden müssen. Wir verteilen an jeden Patienten eine Zahnbürste samt Zahnpasta. Gerade an diesen einfachen Dingen mangelt es und jeder weiß, was eine ungenügende Zahnhygiene anrichtet. Außerdem haben wir noch zur Prophylaxe Behandlung Fluorlösung mitgebracht. Diese soll in der Schule in Meyer zum Einsatz kommen. Dazu wurde Karin, eine Studentin aus Deutschland, die zur selben Zeit in Meyer war, von Dr. Kirsten Holst eingewiesen, damit die Schüler eine adäquate Prophylaxe Behandlung erhalten. Natürlich bekommt auch jeder Schüler eine Zahnbürste und -pasta.
Insgesamt konnten wir ca. 300 Patienten behandeln, haben ca. 3.500 Ibuprofen(Schmerztabletten) und ca. 1.100 Antibiotika verteilt.
Die Menschen in Haiti sind von Herzen dankbar von ihren Schmerzen befreit zu werden. Es ist dort nicht selbstverständlich, Medikamente zu erhalten und der Preis für eine reguläre Zahnbehandlung ist für die meisten nicht bezahlbar.

Wir haben wunderbare Erfahrungen gemacht, durften Wunder erleben. Es war eine herausfordernde und anstrengende Arbeit, doch Gott hat uns als sehr gut funktionierendes Team zusammengestellt und mehrfach Gebete erhört, als Zähne, die ungünstig oder sehr fest saßen, einfach so „herausgesprungen“ sind.
Die Zeit in Haiti hat uns tief beeindruckt und geprägt und wir sind unendlich dankbar dafür! Wieder ins kalte Europa zurückzufliegen ist uns nicht leicht gefallen.